Kleist, Komrij 

Heinrich von Kleist ist noch dramatischer als Schiller. Zudem konnte er  - im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Goethe und Schiller - Komödien schreiben. "Der zerbrochene Krug" ist ein aktueller Klassiker mit einem sympathischen Lügenbold und Dorfrichter als Hauptfigur. Dabei war Kleist ein ganz und gar unglückseliger Mensch. In Berlin lief ich diesen Sommer zufällig an seinem früheren Wohnhaus vorbei. Hier wohnte er bis zu seinem Selbstmord 1811.

Kleist schrieb ein Drama, "Penthesilea", eine Art Romeo und Julia. Penthesilea tötet ihren Geliebten Achilles und bringt sich danach aus Reue darüber selbst um. Aber sie nimmt kein Gift wie Romeo. Kleist macht aus ihrem Gefühl der Reue eine Waffe. Diese letzte Szene des Dramas  ist unerhört, und sie würde es für nahezu jeden Niederländer bleiben, gäbe es nicht die phantastische Übersetzung von Gerrit Komrij.

Und die geht so:

Penthesilea
Thans immers daal ik in mijn boezem af,
Als in een schat, en delf daar, koud als brons,
Gevoelens van verdelging in mij op.
Dat brons, dat louter ik in weedoms gloed

Tot hard, vel staal; doordrenk het dan met gif,

Heel bijtend, van berouw, geheel en al;

Breng dit naar't eeuwig aambeeld van de hoop

En scherp en punt en slijp het tot een dolk;

En deze dolk dan schenk ik aan mijn borst:

Zo! Zo! Zo! Zo! En nog eens! - Nu is't goed.

 (ze stort neer en sterft)

 

 

Penthesilea
Denn jetzt steig' ich in meinen Busen nieder,
Gleich einem Schacht, und grabe, kalt wie Erz,
Mir ein vernichtendes Gefühl hervor.
Dies Erz, dies läutr' ich in der Glut des Jammers
Hart mir zu Stahl; tränk' es mit Gift sodann,
Heißätzendem, der Reue, durch und durch;
Trag' es der Hoffnung ew'gem Amboß zu,
Und schärf' und spitz es mir zu einem Dolch;
Und diesem Dolch jetzt reich' ich meine Brust:
So! So! So! So! Und wieder! – Nun ist's gut.
    (sie fällt und stirbt)


bron